Die Kerkbrik

In der Scheune des Freilichtmuseums De Locht steht eine alte Kutsche, eine sogenannte Kirchenbrigg. Das Fahrzeug hat bereits ein respektables Alter, da es 1905 gebaut wurde.

Damals konnten sich nur reiche Bauern und Bürger ein solches Exemplar leisten, denn es kostete bereits 1250 Gulden. Und wenn man bedenkt, dass man für 4000 Gulden einen kleinen Bauernhof bauen könnte. Die Kutsche erwies sich oft als nützlich bei schlechtem Wetter, wenn Regen, Wind und Schnee freie Hand über Felder und Straßen hatten. Er stand im Dienste der

ganzen Weiler. Er wurde verwendet, um Messen und Hochzeiten in benachbarten Dörfern zu besuchen, die Kutsche war ein sehr willkommenes Transportmittel. Das war auch bei Taufen der Fall, ein Neugeborenes musste innerhalb von 24 Stunden in die Kirche gehen, auch bei strengem Winterwetter, um das Sakrament der Taufe zu empfangen. Mit der Kleinen in Windeln gehüllt segelten sie zur Kirche. Bei der Taufe bekam das kleine Mädchen vom Priester eine Schaufel kaltes Wasser über den Kopf und etwas Salz in den Mund, um zu lernen, dem zukünftigen harten irdischen Dasein zu widerstehen.

Besucher erzählen uns manchmal, dass es katholische und protestantische Kirchenbriggen gab. Der Unterschied schien in den mittleren Rückenlehnen zwischen den Bänken zu liegen. In den protestantischen Kirchenbrigen gab es geschlossene Geländer, so dass sich die Passagiere nicht mit den Knien berühren konnten. Inwiefern dies auf Wahrheit beruht, ist noch unklar, dies muss noch wissenschaftlich untersucht werden! Alles in allem war die Kutsche in früheren Zeiten ein geschätztes Transportmittel, natürlich war die Erfahrung und Routine von Pferd und Kutscher wichtig.

Vor einigen Jahren wurde anlässlich eines Hochzeitsfestes die Kirchenbrigg wieder einmal aus dem Stall in einem Nachbardorf geholt. Dies geschah mehr aus Nostalgie als wegen des praktischen Nutzens als Transportmittel. Das 40-jährige Ehepaar nahm im Fahrzeug Platz. Hopp, hopp!, sagte der Kutscher, und sie machten sich auf den Weg zur Kirche. Das Gespann trabte in Richtung Dorf. Das Tier fing an, schneller und schneller zu rennen. Das Biest war nicht mit der Zeit gegangen, da es einige Schwierigkeiten mit den anderen modernen, motorisierten, hyperschnellen Verkehrsteilnehmern hatte.

Plötzlich wurde der energische Vierbeiner von einem seltsamen Geräusch aufgeschreckt, der Trab ging in einen Galopp über, es gab kein Halten mehr. Das Tier wollte nun ganz schnell in die Kirche, solange noch genügend Zeit war, zeigte der Zeiger der Kirchturmuhr noch eine Viertelstunde vor der Startzeit an. Das Pferd nahm die Kurve zu kurz. Knack, knack klang es…., sie prallten gegen einen Baum. Die ganze Mannschaft stürzte mit donnerndem Getöse in einen tiefen Graben.

Glücklicherweise wurde der Sturz durch eine dicke Schlammschicht am Boden des Grabens unterbrochen. Der Bräutigam konnte unverletzt aussteigen, aber der Braut musste von Passanten aus dem ramponierten Fahrzeug geholfen werden, die zum Tatort eilten. Sie musste zur Beobachtung ins Krankenhaus. Glücklicherweise kam sie bei diesem gefährlichen Abenteuer mit ein paar geprellten Rippen und einer schmerzenden Schulter wunderbar davon. Das Pferd stand mit einem zerrissenen Geschirr da, keuchte und erholte sich von dem Schreck.

Natürlich konnte die geplante Feier an diesem Tag nicht stattfinden, aber nach einer Erholungsphase der Braut wurde das 40-jährige Jubiläum nach einiger Zeit ausgelassen gefeiert. Das Jubelpaar lebte glücklich bis an sein Lebensende!

Einige Zeit später fand ich die Kirchenbrigg beim Restaurator arg ramponiert.

Eine wahre Geschichte!

Peter Lenssen